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Interview mit Kevin – Der ruhige Fels in der Abwehr

Er ist einer unserer defensiven Pfeiler und ein Vorbild an Einsatzbereitschaft, Teamgeist und Disziplin: Kevin, geboren am 12. Januar 2001 in Schlieren (ZH). Heute lebt er in Berikon und arbeitet als Immobilienbewirtschafter – ein Beruf, in dem er mit derselben Ruhe und Verantwortung überzeugt, die ihn auch auf dem Platz auszeichnen.

Kevins Fussballreise ist beeindruckend: Vom FC Baden über eine Zeit in Italien bei Villamarina bis hin zum Grasshopper Club Zürich, wo er am 30. Juli 2020 gegen den FC Aarau sein Profidebüt feierte. Danach folgte der Wechsel zum FC Vaduz, mit dem er in der Super League spielte und internationale Erfahrungen in der UEFA Conference League sammelte – unter anderem gegen Konyaspor (Türkei), Rapid Wien (Österreich) und AZ Alkmaar (Niederlande).
Dort stand er Spielern wie Tijjani Reijnders oder Artem Dovbyk gegenüber – Momente, die er nie vergessen wird.

Heute bringt Kevin diese wertvolle Erfahrung und Professionalität in die Mannschaft des FC Thalwil ein. Zusammen mit Adriano Sodano bildet er eines der besten Innenverteidiger-Duos der 2. Liga Interregional – und das sagen wir nicht aus Vereinsliebe, sondern weil es schlicht die Realität ist. Gemeinsam machen sie unsere Abwehr zu einer Festung, an der sich viele Gegner die Zähne ausbeissen.

Im Heimspiel gegen Ajoie-Monterri zog sich Kevin nach einem harten Zweikampf eine doppelte Nasenfraktur zu. Doch wie ein echter Krieger stand er bereits nach weniger als zehn Tagen wieder mit einer Schutzmaske auf dem Platz – bereit, erneut Verantwortung im Abwehrzentrum zu übernehmen. Ein starkes Zeichen, gerade weil sein Partner Adriano Sodano mit einem Fussbruch bis zur Winterpause ausfällt.

Kevin ist ein stiller, korrekter Spieler, der selten reklamiert, aber immer mit Leistung überzeugt.
Wir vom FC Thalwil sind stolz und dankbar, einen solchen Spieler in unseren Reihen zu haben – sportlich wie menschlich ein grosser Gewinn. 💚⚪


🟢 Stop & Go – Schnelle Antworten

  • Lieblingsessen: Pasta al pomodoro von Nonna
  • Lieblingsmannschaft: AC Milan
  • Spieler, an dem du dich orientierst: Alessandro Nesta oder Paolo Maldini
  • Hobby abseits des Fussballs: Call of Duty gamen
  • Ritual vor dem Spiel: Kein spezielles Ritual – ich versuche, am Matchtag immer denselben Ablauf zu haben.
  • Trikotnummer und warum: Nummer 13, weil sie die Zahl von Alessandro Nesta war.
  • Wenn du kein Fussballer wärst: Dann wäre ich gerne F1-Rennfahrer.
  • Lieblingsmusik: Jovanotti – Tutto l’amore che ho

Interview

1. Kevin, du bist am 12. Januar 2001 in Schlieren geboren – erzähl uns ein bisschen von deinen ersten Schritten im Fussball. Wie kamst du überhaupt zum Fussball, und was hat dich damals am meisten fasziniert?
Ich habe buchstäblich laufen gelernt mit einem Ball am Fuss – das kann ich selbst kaum glauben, ist aber tatsächlich so. Seitdem kann ich mir ein Leben ohne Fussball gar nicht mehr vorstellen.

2. Dein Weg führte dich von Baden über Italien bis zu GC Zürich, wo du dein Profidebüt feiern durftest. Was waren für dich die prägendsten Momente dieser frühen Karrierejahre?
Ich durfte in den Junioren an internationalen Turnieren gegen grosse Teams spielen. Als dann der erste Anruf kam, dass ich zur Profimannschaft gehöre, war das ein wunderschöner Moment – aber für mich war es erst der Anfang.

3. Du hast beim FC Vaduz in der Super League gespielt und internationale Erfahrung gesammelt. Wie war es, in Stadien wie in der Türkei oder in Wien vor zehntausenden Fans aufzulaufen?
Es war unbeschreiblich, vor 40–50 000 Leuten von Anfang an zu spielen. Beim Aufwärmen gelang mir nichts, und in den ersten Minuten musste ich alles verarbeiten. Danach war ich so fokussiert, dass mir die ganze Atmosphäre gar nicht mehr bewusst war.

4. Die Conference League-Gruppenphase zu erreichen – das ist für viele Spieler ein Traum. Wie hast du diese Zeit erlebt und was hat sie dir persönlich bedeutet?
Es war die schönste, aber gleichzeitig auch die intensivste Zeit meines Lebens. Alle drei bis vier Tage ein Spiel zu haben und alle zwei Wochen in einem anderen Land zu spielen, war anstrengend, aber ein unglaubliches Erlebnis – das werde ich nie vergessen.

5. Nach deiner Rückkehr in die Schweiz hattest du auch schwierige Phasen – etwa beim FC Baden, wo der Abstieg kam. Wie bist du mit diesen Rückschlägen umgegangen?
Das war die härteste Phase meines Lebens. Ich hatte grosse Erwartungen an mich selbst, wollte zeigen, was ich kann – und am Ende lief alles anders. Ich war verletzungsanfällig, umgeben von Negativität, und habe dadurch die Freude und Motivation am Fussball verloren.

6. Heute bist du beim FC Thalwil angekommen – einem Verein, der dir am Herzen liegt. Was bedeutet Thalwil für dich persönlich?
Ich bin grösstenteils in Thalwil aufgewachsen und hatte viele Schulfreunde, die hier spielten. Ich habe mich in Thalwil immer zuhause gefühlt. Als ich mit dem Profifussball abgeschlossen habe, war mein erster Gedanke: Thalwil zu fragen, ob sie mich dabeihaben wollen.

7. Im Spiel gegen Ajoie-Monterri hast du dir die Nase gebrochen, warst aber nach wenigen Tagen wieder auf dem Platz. Woher nimmst du diese mentale Stärke?
Gute Frage – erstaunlicherweise ging es mir nach der Operation sehr schnell wieder gut. Nach vier Tagen war ich schon wieder voll im Training.

8. Du bildest mit Adriano Sodano ein unglaublich starkes Innenverteidiger-Duo. Was zeichnet eure Zusammenarbeit aus – auf und neben dem Platz?
Wir verstehen uns seit dem ersten Tag blind. Wir haben die gleiche Vorstellung, wie man verteidigt, und ergänzen uns perfekt. Auch ausserhalb des Platzes passt es super – wir unternehmen viel zusammen, auch mit unseren Partnerinnen und seinen Kindern.

9. Wie würdest du deinen Spielstil beschreiben – eher ruhig und abgeklärt oder laut und emotional?
Schwierig zu sagen. Ich bin eher laut und aggressiv, aber ich habe mich immer unter Kontrolle und weiss genau, wie ich mich in bestimmten Situationen verhalten muss.

10. Gibt es junge Spieler im Team, denen du gerne Tipps gibst oder eine Vorbildrolle einnimmst?
Ich versuche, für alle da zu sein, zu helfen und das weiterzugeben, was ich in jungen Jahren gelernt habe – um die Mannschaft als Ganzes weiterzubringen.

11. Abseits des Fussballs: Du arbeitest als Immobilienbewirtschafter. Wie gelingt dir die Balance zwischen Beruf und Fussball?
Eigentlich ganz gut. Ich arbeite 100 % und habe zusätzlich zweimal pro Woche am Abend Schule. Darunter leidet manchmal meine Freundin ein wenig – aber sie unterstützt mich extrem, und ohne sie wäre das so gar nicht möglich.

12. Welche Eigenschaften hast du aus dem Profifussball in die Arbeitswelt mitgenommen?
Menschenkenntnis, Disziplin und generell viel Lebenserfahrung.

13. Viele Spieler haben Rituale oder Aberglauben vor dem Match – wie ist das bei dir?
Ich habe keine bewussten Rituale, aber ich achte darauf, dass der Ablauf vor jedem Spiel immer derselbe ist.

14. Wenn du heute auf deine Karriere zurückblickst – gibt es einen Moment, den du nie vergessen wirst?
Mein absolutes Highlight war der Auswärtssieg gegen Rapid Wien, mit dem wir die Gruppenphase der Conference League erreichten. Dieses Gefühl, vor 50 000 Fans gegen so einen grossen Klub zu gewinnen und am Ende noch Applaus zu bekommen – das war unglaublich. Auch das Spiel gegen Konyaspor in der Türkei, als wir trotz Pfiffen 4:2 gewonnen haben, bleibt unvergesslich.

15. Und zum Schluss: Was wünschst du dir für die Zukunft – sportlich und privat?
Sportlich wünsche ich mir, solange ich fit bin, Freude am Fussball zu haben, gesund zu bleiben und junge Spieler weiterzuentwickeln – mental wie sportlich. Privat möchte ich das Leben mit meiner Freundin geniessen und gemeinsam etwas aufbauen.
Aber bevor das alles kommt, haben wir als Team ein grosses Ziel: unsere aktuelle Tabellenposition bis zum Saisonende zu halten.


💬 Schlusswort

Kevin steht sinnbildlich für das, was den FC Thalwil ausmacht: Herz, Hingabe und Charakter.
Ein Spieler, der seine Erfahrungen aus dem Profifussball mitbringt, aber nie die Bodenhaftung verloren hat.

Wir sind stolz, dass du Teil unserer FC-Thalwil-Familie bist, Kevin. 💚⚪


Hinweis:

Kevin hat sich am vergangenen Samstag, im siegreichen Auswärtsspiel gegen den FC Allschwil, leider eine weitere Verletzung am linken Bein zugezogen (Kreuz- und Innenband gezerrt). Diese wird ihn für mehrere Wochen ausser Gefecht setzen. Wir sind uns sicher: Nach der Winterpause wird er noch stärker zurückkommen.

Antonio Di Cerbo